Feierlichkeiten zum "Tag der Deutschen Einheit" haben begonnen – Einheit weiter unvollendet
Deutschland begeht heute den Tag der Deutschen Einheit. Die zentralen Feierlichkeiten finden in diesem Jahr in Hamburg statt. Dazu werden hunderttausende Besucher erwartet. Höhepunkt ist der Festakt in der Elbphilharmonie. Geladen sind 1.300 Gäste, darunter Vertreter der Bundesregierung sowie die Ministerpräsidenten der Länder.
Der Tag erinnert an die administrative und wirtschaftliche Eingliederung des Staatsgebiets der DDR in die Bundesrepublik am 3. Oktober 1990. Der damalige Bundeskanzler Helmut Kohl (CDU) versprach den Menschen in der DDR "blühende Landschaften".
Davon ist auch heute, über dreißig Jahre nach der Wiedervereinigung, wenig zu sehen. Die wirtschaftlichen Unterschiede sind nach wie vor groß. So ist beispielsweise das Lohnniveau in Ostdeutschland deutlich niedriger als im Westen der Republik. Die Lohnunterschiede haben in den vergangenen Jahren noch zugenommen. Im Jahr 2022 betrug die durchschnittliche Differenz zwischen den Einkommen in Ost- und Westdeutschland rund 21.000 Euro im Jahr. Dessen ungeachtet berichten die deutschen Medien auch in diesem Jahr wie schon in den Jahren zuvor davon, dass der Osten dabei sei aufzuholen.
Problematisch bleibt, dass hohe Posten in Verwaltung- und Ministerien in Ostdeutschland nach wie vor mit Westdeutschen besetzt werden.
Auch das gesellschaftliche Klima ist in Deutschland nach über 30 Jahren Wiedervereinigung noch immer gespalten. Die Schwerpunkte der politischen Interessen sind in Ostdeutschland anders gesetzt als in Westdeutschland. Der ökonomische Schock durch die Wiedervereinigung, der zu Massenabwanderung und wirtschaftlichem Niedergang führte, prägt die ostdeutsche Gesellschaft noch immer. Dies führt zu einem anderen Wahlverhalten. Das Misstrauen in die Politik ist im Osten größer. Gleichzeitig ist aufgrund der historischen Erfahrung das Misstrauen gegenüber Russland im Osten weit geringer als im Westen der Republik, dem diese direkte Erfahrung fehlt.
Aktuell wird gegen Ostdeutschland eine konzertierte Kampagne in Medien und Politik geführt. Das Gerücht wird verbreitet, die höheren Zustimmungsraten zur AfD im Osten würden ausländische Fachkräfte davon abhalten, sich dort anzusiedeln. Dies wirke sich negativ auf die Entwicklung der ostdeutschen Wirtschaft aus.
Diese stigmatisierende Kampagne wurzelt im nach wie vor bestehenden Ressentiment gegenüber den Menschen in Ostdeutschland. Die Kampagne zeigt, wie tief Deutschland auch 33 Jahre nach der vermeintlichen Wiedervereinigung noch immer gespalten ist. Sie zeigt auch, dass Westdeutschland den Prozess weniger als Wiedervereinigung, sondern vielmehr als Übernahme und Unterordnung verstanden hat und noch immer versteht.
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