Russland

"Tektonische Verschiebung" – Wer wird Russlands neuer Kulturminister?

Amtsantritt des Präsidenten zieht einen Schlussstrich: Die Arbeit der bisherigen Regierung ist beendet. Nun gilt es zu erraten, wer diesen oder jenen Posten besetzt. Das Bild Russlands auf der Weltbühne hängt jedoch davon ab, wer der nächste Kulturminister wird.
"Tektonische Verschiebung" – Wer wird Russlands neuer Kulturminister?Quelle: Sputnik © RIA Nowosti / Sergei Pjatakow


Der Beginn einer speziellen Militäroperation, der Boykott russischer Künstler und gar die vollständige Auslöschung und "Vernichtung" der russischen Kultur im Westen. Die Kulturministerin Olga Ljubimowa hatte während ihrer Amtszeit mit all dem zu kämpfen. Sie musste das Kulturministerium in einer Zeit übernehmen, als westliche Filmgrößen Russland abrupt verließen, das russische Kino in ein Loch fiel, einige Kunstvertreter das Land verließen und alle Kontakte zu russischen Museen und Theatern im Ausland abgebrochen wurden.

Der Politikwissenschaftler Jewgenij Mintschenko stellt in einem Gespräch mit dem Portal Business.online fest:

"Die Regierung von Michail Mischustin hat sehr gute Leistungen und ein hohes Maß an Führungskultur gezeigt. Obwohl sie als Entwicklungsregierung konzipiert war, musste sie eine Anti-Krisen-Regierung werden. Während der Arbeit dieses Ministerkabinetts kam es zu einem Ausbruch des Coronavirus, die Militäroperation in der Ukraine begann und die westlichen Sanktionen wurden verschärft. All diese Herausforderungen haben Mischustin und sein Team sehr gut gemeistert."

Neben der Krisenbekämpfung musste Ljubimowa auch eine Art "Bereinigung" vornehmen: Sie ersetzte prowestliche Museumsdirektoren, die im Interesse westlicher Eliten gearbeitet haben, und fand an ihrer Stelle Kandidaten, die den russischen Museumsbetrieb auf ein neues Niveau heben konnten, ohne die russischen Traditionen aufzugeben. Dies geschieht beispielsweise durch die derzeitige Direktorin des Puschkin-Museums der Schönen Künste, Elisaweta Lichatschjowa, die das Museum allmählich zu einem richtigen Giganten der Kunst macht – und die endlich die reichen Depots des Puschkin-Museums geöffnet und Blockbuster-Ausstellungen organisiert hat. Auch Exponate, die einst als Reparationsleistungen aus Deutschland geholt wurden, sind mit dabei. "Tektonische Veränderungen" nennt die Fachzeitung The Art Newspaper das, was sich unter Ljubimowas Leitung im Museumsbetrieb getan hat.

Und auch wieder da ist das russische Kino. Während es vor zwei Jahren praktisch nicht existiert hatte, ist eines inzwischen klar geworden: In Russland entsteht so etwas wie ein russisches Hollywood. Neue Schauspieler, neue Filme schießen wie Pilze aus dem Boden, der Bereich der Serien erlebt eine Revolution und einen Aufschwung, und die russische Animation erobert den Osten und Asien.

All das ist natürlich ein Verdienst von Ljubimowa. Die große Frage ist nun, wer sie ersetzen wird. Experten zweifeln nicht daran, dass sie abgelöst werden wird. Wenn nicht jetzt, dann in ein paar Jahren. Und jetzt ist wohl nicht nur mit überraschenden Personalentscheidungen zu rechnen, die Wladimir Putin treffen könnte. "Überraschungen in der Personalpolitik sind nicht auszuschließen", meint The Art Newspaper, "vielleicht wird die Entscheidung über das Kulturressort im neuen Kabinett wieder alle so sehr überraschen, wie es bei der Einstellung von Ljubimowa selbst der Fall war".

Wer auch immer der neue Kulturminister wird, man erwartet für seine Amtszeit noch stärkere "tektonische Verschiebungen" in der russischen Kultur. Immerhin ist die Hauptkrise mehr oder weniger überwunden; jetzt wird es um eine kraftvolle Entwicklung und Finanzierung des Kultursektors gehen. Und möglicherweise auch um das Image Russlands, das die Kulturpolitik des neuen Ministerkabinetts nach außen tragen wird. Schließlich ist jetzt der richtige Zeitpunkt, um das zu tun, was westliche Propagandisten gern als "Soft Power" bezeichnen, und die neue russische Kultur zu einer solchen "Soft Power" zu machen.

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